In Metall bohren

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Die meisten Heimwerker kennen das Bohren in Stein, z.B. weil mittels eines Dübels etwas befestigt werden soll. Auch das Bohren in Holz ist vielen vertraut.

Doch wie ist das mit dem Bohren in Metall? Was ist da anders und worauf sollte man achten?

Auf den Bohrer kommt es an

verschiedene Metallbohrer

3 verschiedene Metallbohrer

Metallbohrer sind Spiralbohrer, teilweise auch als Wendelnutbohrer bezeichnet. Sie bestehen aus gehärtetem Stahl, genauer aus Hochleistungsschnellschnittstahl (HSS). HSS steht für „High Speed Steel“. Diese Werkzeuge reichen für die meisten Heimwerkerarbeiten völlig aus. Ihr solltet in jedem Fall auf gute Qualität achten. Lasst die Finger von billigen No-Name-Bohrern und nehmt gute Markenware. Für weicheres Material wie Aluminium oder Kupfer eignen sich solche Standardbohrer sehr gut. Auch für Eisen oder unlegierten Stahl reichen HSS-Bohrer aus. Damit kann man übrigens auch gut in Kunststoff bohren.
HSS-Bohrer gibt es in verschiedenen Spiralformen:

  • N = Normalspirale: universell, für Eisen, Stahl und Buntmetalle
  • H = langgezogene Spirale, für gehärteten Stahl oder Hartkunststoff
  • W = enge Spirale für weiche Materialien wie Aluminium oder Kupfer

Für härtere Materialien wie legierten Stahl oder Edelstahl nimmt man kobaltlegierte Bohrer oder solche mit einer goldfarbenen, mit Titannitrid beschichteten Bohrschneide. Diese Bohrwerkzeuge haben in der Bezeichnung einen Zusatz hinter dem HSS. Sie sind zwar teurer, aber deutlich leistungsfähiger und verschleissen weniger schnell. Ob es sich wirklich „lohnt“, hängt davon ab, ob man diese Bohrer für bestimmte Materialien benötigt und wie häufig man bohrt. Aluminium sollte man mit dieser Spitze allerdings nicht bohren. Das Bohren in Edelstahl klammern wir hier aus. Dazu gibt es einen Blogbeitrag von uns: Bohren in Edelstahl.
Noch mehr zu diesen Werkzeugen erfahrt ihr in unseren Blogbeiträgen Bohrerarten  und Bohrer rollgewalzt oder geschliffen.

Eigentlich selbstverständlich: die Schlagfunktion der Bohrmaschine bitte ausschalten.

Spanbildung

Beim Metallbohren entstehen natürlich auch Späne. Diese Späne werden durch die Spiralnuten aus der Bohrung abgeführt. Bei den meisten Materialien bilden sich lange Späne. Eine Ausnahme ist Messing, für das viele kurze Späne typisch sind.

Drehzahl und Druck

Viel hilft nicht viel! Man sollte nicht mit zu hoher Drehzahl bohren. Bei Metall ist die Drehzahl generell niedriger als bei Holz oder Stein. Zwei Regeln:

  • Je härter das Metall ist, in das man bohrt, desto niedriger sollte die Drehzahl sein.
  • Je grösser der Bohrdurchmesser, desto niedriger sollte die Drehzahl sein.

Ein zugegeben grober Richtwert für Stahl: je nach Stahlgüte (legierter Stahl bis unlegierter Baustahl) bei 6 mm ca. 1000 bis 1800 U/Min. und bei 10 mm ca. 600 bis 1100 U/Min. Im Zweifel eher mit niedriger als hoher Drehzahl bohren. Bei Aluminium darf die Drehzahl das doppelte betragen. Wer es ganz genau wissen muss: es gibt spezielle Drehzahltabellen. Dort findet man je nach Material und Bohrdurchmesser die optimale Drehzahl.
Man sollte nicht mit zuviel Druck bohren. Speziell kurz vor dem „Durchstossen“ des Bohrwerkzeuges sollte man den Anpressdruck zurücknehmen, damit sich der Bohrer nicht verkantet oder das Bohrloch ausreisst.

Vorkörnen

Es macht Sinn, auf der Metalloberfläche vorzukörnen, damit der Bohrer nicht abrutscht und eine präzise Bohrung erreicht wird. Man schlägt hierzu mit einem Körner eine kleine Vertiefung an die Stelle auf dem Metall, wo später gebohrt wird.

Kühlen und Ölen

Durch die Reibungshitze beim Bohren kann der Metallbohrer im schlimmsten Fall ausglühen und ist dann unbrauchbar. Ihr solltet also zwischendurch den Bohrer aus dem Werkstück ziehen und abkühlen lassen. Gerade bei grösseren Bohrdurchmessern bzw. Materialstärke ist ein Schneid- oder Bohröl sinnvoll, teilweise sogar unverzichtbar. Das erleichtert das Bohren und kühlt den Bohrer. Dadurch bleiben auch die Bohrschneiden länger scharf. Man muss nicht unbedingt spezielles Schneid- oder Bohröl nehmen, wenn man eher selten in Metall bohrt. In solchen Fällen reicht es auch, während des Bohrens zwischendurch einen Tropfen Öl einzuträufeln. Bei Messing sollte man nicht schmieren oder ölen.

Löcher mit größerem Durchmesser

Bei Bohrungen ab ca. 8 oder 10 mm empfiehlt es sich, mit einem dünneren Bohrer vorzubohren. Dann hat der grössere Bohrer mehr Halt und bohrt sich leichter ein. Für grosse Bohrdurchmesser in dünnen Blechen bis ca. 5 mm gibt es spezielle Stufen- oder Blechschälbohrer.

Bohren durch dünne Bleche

Bei sehr dünnen Blechen kann es passieren, dass das Bohrloch ausreisst bzw. das Blech sich verzieht. Hier empfiehlt sich dann „Sandwichbohren“. Man legt das Blech zwischen 2 dünne Hölzer oder dünne Holzbrettchen und bohrt dann.

Entgraten

Beim Bohren in Metall bilden sich am Rand der Bohrung Grate. Diese stören eventuell bei der weiteren Verarbeitung, sehen unschön aus und bergen ausserdem ein Verletzungsrisiko. Zum Entgraten des Bohrlochs verwendet man einen Senker. Ein dickerer Bohrer wäre zu grob. Notfalls kann man auch mit einer passenden Feile vorsichtig entgraten.

Sicherheit

Wichtigster Punkt: das Werkstück nicht mit der Hand halten, sondern einspannen oder mit einer Zwinge sichern. Gerade bei etwas grösserem Bohrdurchmesser entwickelt das Bohrwerkzeug im Metall Zentrifugalkräfte. Beim Bohren durch dünnere Bleche kann der Bohrer beim Durchstossen verkanten. Das setzt ruckartig Kräfte frei. Auch wer die Erfahrung noch nicht selbst gemacht hat, kann sich vorstellen, wie gefährlich umherschleudernde Werkstücke sein können.
Ausserdem solltet ihr möglichst eine Schutzbrille tragen. Die Schutzbrille ist beim Bohren in Messing besonders wichtig, weil speziell bei Messing kurze Späne entstehen, die weit fliegen können. Handschuhe empfehlen sich nicht, weil diese vom Bohrer erfasst werden könnten.
Sollten sich Späne um den Bohrer wickeln, dann erst die Bohrmaschine abstellen und erst dann die Späne entfernen.
Hierzu lest bitte auch unseren Blogbeitrag Sicherheit beim Bohren


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