Drei Bohrer zum Fliesen bohrenDas Bohren einer Fliese zählt zu den gefürchtetsten Arbeiten eines Heimwerkers.  Das liegt daran, dass es bei falscher Handhabung zu Rissen kommen kann oder Bruchstellen entstehen.

So eine Fliese ist auch nicht mal eben gewechselt und oftmals fehlt einfach der Ersatz, weil das Muster schon lange vom Markt genommen wurde.

Damit es erst gar nicht so weit kommt, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag welche Dinge zu beachten sind und welche 3 Möglichkeiten es gibt, um ein sauberes und schnelles Ergebnis zu erzielen.


Fliesen werden häufig in Feuchträumen, wie in der Küche oder im Bad verlegt. Das hat auch seinen Grund, denn sie sind widerstandsfähig, nehmen kein Wasser auf, sind leicht zu reinigen und sehen gut aus.

Doch sie haben auch ihre Schattenseiten, die besonders dann zum Vorschein kommen, wenn man Löcher darin anfertigen will, oder muss. Da die meisten Fliesen zum Großteil aus gebranntem Ton bestehen, brechen sie eben sehr leicht.

Glücklicherweise gibt es inzwischen spezielle Bohrer und kleine Tricks, die diese Arbeit wesentlich einfacher machen.

Steinbohrer, Fliesenbohrer und Glasbohrer

Benötigtes Werkzeug

Bevor man loslegen kann, müssen zuerst alle wichtigen Werkzeuge bereit gelegt werden. Dazu gehören:

  1. Schlagbohrmaschine oder Bohrhammer (falls nichts anderes vorhanden, Bohrmaschine): Eine abschaltbare Schlagfunktion sollte vorhanden sein.
  2. Wasserbehälter mit Wasser: Wird der Bohrer zu heiß, muss er abgekühlt werden.
  3. Fliesenbohrer / Glasbohrer / Steinbohrer: Hiermit wird das Loch in die Fliese gebohrt.
  4. Strom-, Wasser-, Multifunktionsdetektor: Damit lassen sich Wasserleitungen oder Stromkabel unter dem Putz ausfindig machen.
  5. Stift zum Markieren (Bleistift, Filzstift, Marker): Sie haften selbst auf der Fliese und lassen sich später einfach entfernen.
  6. Durchsichtiges Klebeband oder Kreppband: Ist in jedem Haushalt zu finden. Ideal wäre eine Breite von etwa 3-4 cm, ein schmaleres Band tut es aber auch.
  7. Hammer: Er wird beim Ankörnen verwendet um der Anreißnadel leichte Schlage zu versetzen.
  8. Spitzer Nagel oder Schraube / Anreißnadel: Er / Sie wird zum Ankörnen verwendet.
Schlagbohrmaschine, Bohrer und Wasserbad Stifte, durchsichtiges Klebeband und Multifunktionsdetektor Hammer, Anreißnadel und Nagel bzw. Schraube

Allgemeine Tipps

Vorsicht ist die Mutter der Porzellanfliese

Bevor ihr mit der Bohrung beginnt, sollte man sich sicher sein, dass hinter der Fliese keine Stromleitung oder ein Wasserrohr entlang läuft. Im Normalfall kann man die Lage von Rohren im Bauplan einsehen.

Sollte das nicht möglich oder zu aufwendig sein, kann alternativ auch ein sogenannter Multifunktionsdetektor verwendet werden. Er wird einfach über die gewünschte Stelle gehalten und schon signalisiert einem das Gerät ob die Gegend rein ist oder nicht.

Zwischen den Fliesen

Solltet ihr nur ein kleines Loch benötigen, ist es am besten direkt in den Fugen zwischen den Fließen zu bohren. Dabei sollte aber immer mit Vorsicht gearbeitet werden, da man dabei leicht zwei, im schlimmsten Fall sogar vier, Fließen beschädigt.

Wusstest du schon…
…dass man in Mietwohnungen die Erlaubnis des Vermieters benötigt, um Fliesen anbohren zu dürfen? Besonders beim Auszug aus der Wohnung können so unschöne Auseinandersetzungen entstehen, die sich im Vorhinein hätten verhindern lassen.

Bohrmaschineneinstellungen

Kaputte Fliese durch falsche SchlagbohrmaschineneinstellungFliesen sind sehr spröde und brechen leicht. Deshalb ist es besonders wichtig, dass die Schlagfunktion des Bohrschraubers ausgeschaltet ist und alle Arbeitsschritte mit einer niedrigen Drehzahl durchgeführt werden.

Sollte der Bohrer zu warm werden, muss er immer wieder mit Wasser abgekühlt werden.

Bohren mit dem Steinbohrer

Schritt 1: Anzeichnen

Anzeichnen des BohrlochesAls erster Schritt muss die Stelle markiert werden, wo später das Bohrloch entstehen soll. Dazu reicht schon ein kleiner Punkt oder ein Kreuz mit einem Filz- oder Bleistift aus.

Diese Markierung kann nach vollbrachter Arbeit wieder weggewischt werden. Bei Bleistiftlinien reicht oft der Finger aus, bei einer Filzstiftlinie genügt ein angefeuchtetes Tuch.

Schritt 2: Ankörnen

Ankörnen mit Hartmetall-AnreißnadelSobald das Bohrloch angezeichnet ist, wird die Fliese angekörnt. Die kleine Vertiefung hilft dabei, den Bohrer zu zentrieren. Dazu setzt man die Spitze der Nadel auf die markierte Stelle und versetzt ihr leichte, vorsichtige  Schläge mit dem Hammer.

Bei dem Vorgang ist viel Gefühl gefragt. Falls keine Anreißnadel zur Hand ist, tut es aber auch ein spitzer Nagel oder eine spitzen Schraube.

Schritt 3: Abkleben

Durchsichtiges Klebeband zum AbklebenUm auf Nummer sicher zu gehen, kommt anschließend das ca. 3-4 cm breite, durchsichtige Klebeband ins Spiel. Es wird über die Markierung geklebt und verhindert so, dass der Rand des Bohrloches nicht abplatzt und der Bohrer nicht so leicht verrutscht.

Sollte das Klebeband schmaler sein, kann es einfach einige male nebeneinander geklebt werden. Der Rand sollte sich dabei etwas überlappen.

Statt einem durchsichtigen Klebeband kann man natürlich auch Kreppband verwenden. Das hat den Vorteil, dass die Markierung direkt auf dem Kreppband gemacht werden kann und keine nachträgliche Reinigung der Oberfläche notwendig ist. Geübte Fliesenbohrmeister können auf das Klebeband verzichten.

Schritt 4: Bohren

Mit Steinbohrer ein Loch in Fliese bohrenJetzt beginnt die eigentliche Bohrung. Dafür verwenden wir als erstes den Steinbohrer. Dieser wird in die Schlagbohrmaschine gespannt und mit der Spitze an die gekörnte Stelle gesetzt. Beim Bohren ist Vorsicht geboten! Zu hoher Anpressdruck oder eine zu hohe Drehzahl können die Fliese beschädigen. Deshalb sollte die Maschinen auf die geringste Drehzahl gestellt werden.

Sollte keine Drehzahlregulierung möglich sein, kann alternativ der Einschaltknopf immer wieder nur kurz gedrückt werden. Außerdem sollte immer wieder die Temperatur des Bohrers überprüft werden. Bei zu hohen Temperaturen kann es sonst passieren, dass dieser ausglüht und seine Härte verliert. Das bereitgestellte Wasser sorgt bei zu viel Hitze für Abkühlung.

Nachdem die Glasur der Fliese durchbrochen ist, kann die Schlagfunktion des Schlagbohrers wieder eingeschaltet werden. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn durch die Schläge der Maschine kann beim unbeabsichtigten Verdrehen des Bohrers immer noch die Bohrlochkante in der Fliese beschädigt werden.

Schritt 5: Fertiges Ergebnis

Das fertige Bohrloch in der FlieseWenn die benötigte Tiefe erreicht ist, kann das Klebeband wieder entfernt werden. Darunter sollte sich jetzt ein kreisrundes Bohrloch befinden.

Eventuell vorhandener Staub im Bohrloch, wird einfach mit einem Staubsauger entfernt.

Bohren mit dem Fliesenbohrer

Die Vorgehensweise mit einem Fliesenbohrer ist dieselbe wie mit einem Steinbohrer. Der Unterschied zwischen den Bohrwerkzeugen ist, dass der Fliesenbohrer eine geschärfte Schneide hat und etwas spitzer ist. Dadurch fällt es einem leichter, die harte Glasur einer Fliese zu durchbohren.

Fliese mit Fliesenbohrer bohren
Fertig gebohrtes Loch mit Fliesenbohrer

Auch hier muss auf die Drehzahl und den Druck geachtet werden. Sobald die Fliese durchbohrt ist, sollte auf einen Steinbohrer gewechselt werden, da die Schneide des Bohrers durch das Mauerwerk sonst zu schnell stumpf wird.

Bohren mit dem Glasbohrer

Die einfachste und sicherste Möglichkeit ein Loch in eine Fliese zu bohren ist Verwendung eines Glas- bzw. Keramikbohrers. Die Schneide ähnelt einem Speer und hat eine scharfe Spitze.

Wie auch beim Fliesenbohrer, wird hier dieselbe Vorgehensweise wie beim Steinbohrer angewandt: Markieren, Ankörnen, zur Sicherheit mit Klebeband abkleben und vorsichtig bohren.

Fliese mit Glasbohrer bohren
Fertig gebohrtes Loch mit Glasbohrer

Und auch hier gilt wieder: Sobald der Bohrer durch die Fliese gedrungen ist, wird der Steinbohrer zum Tiefenbohren verwendet. Sonst ist die Spitze schneller stumpf, als einem lieb ist.

Eigene Erfahrung

Bei unseren Bohrversuchen hat der Glasbohrer mit Abstand am besten Abgeschnitten. Innerhalb weniger Sekunden war das Bohrloch fertig und das, ohne Anstrengung und Beschädigung an der Fliese.

Dicht dahinter folgt der Fliesenbohrer. Schon bei den ersten Umdrehungen hat er sich in die Glasur geschnitten und kurz darauf durch die komplette Fliese gebohrt.

Der Steinbohrer dient eher als Notlösung, falls sich keiner der anderen erwähnten Bohrwerkzeuge in greifbarer Nähe befindet. Durch die stumpfen Schneiden hat die Bohrung wesentlich länger gedauert. Trotzdem kann man mit etwas Geduld ein perfektes Ergebnis erreichen.

Wie sind eure Erfahrungen im Bereich „Fliesen bohren“? Habt ihr möglicherweise noch ein paar geheime Tricks, die euch dabei helfen? Hinterlasst uns doch einen Kommentar und teilt uns eure Erfahrungen mit.


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