Ein Stumpf eines abgeschnittenen AstesLangsam, aber sicher schleicht sich Väterchen Frost heran. Bald werden die Temperaturen unter den Nullpunkt sinken und die ersten Eisschichten müssen von den Autoscheiben gekratzt werden. Auch für Gartenfreunde gibt es zu dieser Jahreszeit noch einiges zu tun.

Dazu gehört nicht nur das Laubharken und die Gartenmöbel zu verstauen, sondern auch der ungeliebte Obstbaumschnitt. Die Angst davor ist aber unbegründet, wenn man ein paar kleine Regeln befolgt.

Spätestens im Sommer wird sich dann der Spruch erfüllen: „Du erntest was du säst“. Ein guter Obstbaumschnitt ist nicht nur optisch ansprechender, sondern fördert die Anzahl und Qualität der Früchte. Außerdem bewirkt der richtige Schnitt, dass die Bäume noch für viele weitere Jahre gesund bleiben.

In diesem Beitrag erfahrt ihr, welche Werkzeuge benötigt werden, welche Äste entfernt werden müssen und wie der richtige Schnitt funktioniert.

Zeitpunkt und Werkzeug

Der richtige Zeitpunkt für den Baumschnitt von Kernobstbäumen, wie Apfel oder Birne, liegt zwischen November und Ende März. Der Vorteil dabei ist, dass die Äste durch das fehlende Laub leicht zu erkennen sind. Wenn die ersten Blüten gebildet werden, ist es für den Schnitt schon zu spät.

Für Steinobstbäume, dazu gehört Pfirsich und Kirsche, ist es gesünder, wenn sie im Sommer geschnitten werden. Teilweise wenn noch die reifen Früchte am Baum hängen.

Die Wahl des Werkzeuges spielt eine entscheidende Rolle bei einem guten Obstbaumschnitt. Elektrische Sägen, wie Motorsägen, arbeiten viel zu grob und können bei einer falschen Bewegung den Baum verletzen.

Für den gesunden Obstbaumschnitt genügen schon zwei Hilfsmittel: Eine Gartenschere und eine Astsäge.

Die Gartenschere

Eine Gartenschere im LaubKleine Äste können damit wunderbar geschnitten werden. Im Handel gibt es zwei verschiedene Ausführungen.

Die Schere mit zwei Schneiden, auch Bypass Schere genannt, funktioniert wie eine gebräuchliche Haushaltsschere. Beide Scherenklingen gleiten beim Schließen dicht aneinander vorbei und schneiden das Material dazwischen.

Die andere Variante ist die Amboss Schere. Sie hat nur eine Schneide die beim Schließen auf eine flache Fläche gedrückt wird.

Beide Arten können für den Obstbaumschnitt verwendet werden. Tatsache ist aber, dass bei Schnitten mit der Baumschere immer eine leichte Quetschung des Astes stattfindet.

Die Astsäge

Zwei Astsägen im LaubMit ihr werden die Äste geschnitten, die für die Gartenschere zu dick sind. Ein wichtiges Kriterium ist das Sägeblatt. Es muss scharf sein und darf die Schnittfläche nicht ausreißen.

Auch hier gibt es wieder mehrere Ausführungen, von gebogenen Sägeblättern bis hin zu klappbaren Sägen.

Oft werden auch Teleskopstangen angeboten, um die Arbeit zu erleichtern. Für den Obstbaumschnitt ist das aber viel zu ungenau und kann im schlechtesten Fall sogar dem Baum mehr schaden als nutzen.

Der erste Schritt zum richtigen Obstbaumschnitt

Die optimale Form eines ObstbaumesUm sich einen guten Gesamteindruck über den Baum verschaffen zu können, sollte man ihn zuerst von einiger  Entfernung beäugen. Ideal wäre eine Kegelform, oben schmal und nach unten immer breiter werdend.

Genauso sollten die Äste etwa im Winkel von etwa 45° stehen, um optimal mit Nährstoffen versorgt zu werden. Wahrscheinlich wird euer Baum noch nicht diese Form haben, aber das ändert sich bald.

Grundsätzlich werden alle Äste und Triebe entfernt, die abgestorben sind oder von außen nach innen wachsen. Sie behindern andere Äste und nehmen ihnen Sonnenlicht weg.

Auch aneinander reibende oder überkreuzende Äste können sich gegenseitig verletzen und müssen deswegen weg.

Als Richtlinie wird etwa die Hälfte der Triebe bei Obstbäumen entfernt.

Der richtige Schnitt macht den Unterschied

Kleine Triebe schneiden

Ein Wassertrieb vor dem SchnittWassertriebe (auch Wasserschosser), das sind dünne Äste die oft senkrecht nach oben wachsen, müssen aus dem Inneren des Baumes entfernt werden.

Sie treten besonders gerne auf, wenn der Obstbaumschnitt im letzten Jahr etwas übertrieben wurde.

Der Baum versucht die verlorenen Äste neu zu bilden und treibt dadurch besonders stark aus. Da diese Triebe dünn sind, können sie ohne Aufwand mit der Gartenschere abgeknipst werden.

Ein Wassertrieb nach dem SchnittBeim Entfernen der Äste ist es wichtig, sie dicht am Stamm abzuschneiden.

Lässt man einen kleinen Stumpf stehen, bildet sich über Kurz oder Lang an derselben Stelle ein neuer Trieb, manchmal sogar mehrere gleichzeitig.

Hier hat die Bypass Schere leichte Vorteile, weil mit ihr dichter am Stamm geschnitten werden kann.

Große Äste schneiden

Dickere Äste werden am einfachsten mit einer Astsäge geschnitten. Dabei ist es wichtig, die richtige Schnitttechnik zu verwenden. Ansonsten können dabei Verletzungen an der schützenden Rinde entstehen und den Baum schwächen. Die Gefahr entsteht, wenn der Ast von oben nach unten geschnitten wird und durch das Eigengewicht nach unten ausknickt. Dabei wird oft Holz und Rinde mitgerissen.

Schnitt 1

Der Ast wird von unten angeschnittenDer erste Schnitt erfolgt an der Unterseite des Astes, 4 bis 5 Zentimeter vom Stamm entfernt.

Es wird so lange geschnitten, bis das Gewicht des Astes das Sägeblatt einklemmt.

Das müsste bei etwa 1/3 des Durchmessers entsprechen.

Schnitt 2

Der Ast wird von oben angeschnittenJetzt wird von der Oberseite aus geschnitten, aber diesmal 4-5 Zentimeter vom ersten Schnitt entfernt. Also mit etwa 8-10 Zentimeter Entfernung zum Stamm.

Ab einen gewissen Punkt kann der verbliebene Holzsteg das Gewicht nicht mehr tragen und bricht ab.

Durch den ersten Schnitt hat er aber im unteren Bereich keine Verbindung zum Baum, wodurch auch keine Verletzungen entstehen.

Schnitt 3

Der restliche Stumpf sird abgeschnittenDer verbliebene Stumpf kann nun ohne Probleme abgesägt werden.

Der Schnitt sollte entlang des Astringes erfolgen. In dieser Verdickung befindet sich Kambium, das Zellbildungsgewebe des Baumes.

Es wird die Wunde langsam schließen und so vor Pilzen schützen.

Tipps

  • Das Verschließen der Schnittfläche  mit Wachs ist nur bedingt ratsam. Oft kann dadurch Feuchtigkeit nicht richtig abtrocknen und sich unter der vermeintlichen Schutzschicht Pilze oder Schimmel bilden. Hierfür gibt es spezielle Produkte, die man am besten verwenden sollte.

  • Der Schnitt sollte immer senkrecht erfolgen. Bei waagrechten Schnittflächen kann sich Wasser sammeln und eine schöne Grundlage für Schädlinge bilden.

  • Alte, vertrocknete Früchte, die sogenannten Fruchtmumien, müssen unbedingt aus dem Baum entfernt werden. Darin nisten sich sehr gerne Pilze ein, die sich dann auf den gesamten Baum ausbreiten. Vorbeugend sollte man den Obstbaum im Herbst komplett Abernten.


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