Im Augenblick gibt es in Deutschland etwa 40.000 unbesetzte Lehrstellen. In  Industrie,  Handel und Gastronomie wird ein dramatischer Einbruch an interessierten Azubis beklagt. Davon bleibt auch das Handwerk nicht verschont. Aber wer hat daran Schuld? Liegt es an den Interessenten oder an den Ausbildungsplätzen selbst?

Unbesetzte Ausbildungsplätze

HandwerkzeugDer Präsident des deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans Heinrich Driftmann, meint dazu: „In nahezu jedem Beruf sind noch Lehrstellen zu haben. Auch besonders beliebte Lehrstellen wie Mechatroniker, Fachinformatiker oder Bank- und Versicherungskaufmann sind noch zu besetzen.“ Im Vergleich zu 2010, ist das ein Viertel mehr an nicht besetzten Lehrstellen. Im Handel und in der Gastronomie gibt es einen besonders hohen Mangel an Auszubildenden. Insgesamt befürchtet der Präsident, dass 2011 mehr als 55.000 Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben werden.

Hamburger Handwerkskammer verzeichnet ein Minus

In Hamburg weißt die Handwerkskammer darauf hin, dass es in der Lehrstellenbörse im Internet immer noch mehr als 450 freie Ausbildungsplätze gibt. Besonders bei Gewerben wie Elektronik, Sanitär/Heizung/Klima, Friseur und dem Mauerhandwerk bestehen gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz. In diesem  Ausbildungsjahr wurden bis Ende Mai gerade mal 775 Ausbildungsverträge unterzeichnet, im Vergleich zum Vorjahresmonat ist das ein Minus von 8,7 Prozent.

Schlechtes Image

Wir haben in allen Bereichen noch Lehrstellen, die nicht besetzt sind„, meint Michael Weiß, Lehrreferent der Handwerkskammer Bremen. Auffällig ist, dass es bei Betrieben, die bei Jugendlichen eher unbekannt sind, eine höherer Mangel an Auszubildenden herrscht. Viele würden auch durch ein schlechtes Image, wie bei der Sanitätstechnik, und den Arbeitszeiten, zum Beispiel Bäckerei, abgeschreckt.

Kritik an den Interessenten

Fragt man die Unternehmen nach dem Grund für den Mangel an Auszubildenden, sei oft die mangelnde Vorbildung und die schlechten Umgangsformen der Interessenten schuld. Für Michael Busch, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, ist die Lage klar: Einigen Jugendlichen fehle die nötige Ausbildungsreife. Oftmals hapere es schon an den vier Grundrechnungsarten oder an der Fähigkeit, sich korrekt artikulieren oder fehlerfrei schreiben zu können. Als Lehrling solle man sowas aber schon können. Darüber hinaus würden viele Jugendliche in den Tag hinein leben und kaum Bereitschaft zum Lernen zeigen.

Dreher

Auch für Thomas Gnutzmann, Geschäftsführer der Firma Elektrotechnik GmbH in Bremen, liegt die Sache klar auf der Hand. Es gab seit Anfang des Jahres zwar einige Bewerber in seiner Firma, doch kein Einziger konnte die fachliche Voraussetzung vorweisen. „Wer nur einen einfachen Hauptschulabschluss hat, tut sich schwer bei Geometrie und Winkelfunktionen. Diese Vorbildung aber ist für diesen Ausbildungsberuf unverzichtbar„, erklärt Gnutzmann. Weiters betont er: „Oft fehlt es den Bewerbern auch einfach allgemein an den richtigen Umgangsformen. Das man als Lehrling morgens gewaschen und rasiert zur Arbeit kommt, ist längst nicht für jeden eine Selbstverständlichkeit. Wir haben ja direkt mit Kunden zu tun, da ist ein angemessenes Auftreten einfach wichtig.“ Ein wichtiger Kritikpunkt ist für Gnutzmann auch die Zuverlässigkeit: „Wenn da jemand sein Zeugnis schickt mit 15 unentschuldigten Fehltagen, dann wirft das sicher kein gutes Licht auf den Bewerber.

Firmen machen es sich zu einfach

Amt für Arbeit

Die Kritik der Unternehmen stößt bei Ingrid Sehrbrock, stellvertretende DGB-Vorsitzende, jedoch auf Unverständnis: „Von einem bundesweiten Bewerbermangel kann keine Rede sein. Alleine vergangenes Jahr haben mehr als 80.000 Bewerber keinen Ausbildungsplatz gefunden, obwohl die Bundesagentur für Arbeit sie für ausbildungsreif hält„. Derzeit seien etwa 320.000 Anwärter in der Warteschleife, absolvierten Praktika und Berufskurse. Gewerkschaftsvertreterin Sehrbrock führt weiter aus: „Viele Firmen machen es sich zu einfach, sie konzentrieren sich nur auf die Besten.

Fazit

Hier müssen sich wohl beide, Unternehmen und Auszubildende, entgegen kommen. Als Auszubildender vielleicht eine Party auslassen und lieber etwas für einen guten Ausbildungsplatz tun, als Unternehmen sich nicht nur auf die Zahlen im Zeugnis verlassen, sonder sich selbst ein Bild vom Bewerber machen. Schließlich gibt es kein bundesweit einheitliches Bewertungssystem für Lehrer und so kann es bei unterschiedlichen Lehrkräften im selben Fach auch zu unterschiedlichen Benotungen kommen. Um den Mangel an Auszubildenden entgegen zu wirken müssen alle an einem Strick ziehen, aber bitte nicht an den beiden entgegengesetzten Seiten.

Bitte teilt uns eure Meinung mitEin wichtiges Thema, was haltet ihr von dem Mangel an Auszubildenden? Ist wirklich die Qualität der Bewerber zurück gegangen, sind die Unternehmen zu Kritisch? Habt ihr schon gute oder schlechte Erlebnisse mit einem Auszubildenden gehabt? Hinterlasst uns einem Kommentar, eure Meinung ist uns wichtig.

Bilderquellen:

© D.W. Kalina / PIXELIO
© Rainer Sturm / PIXELIO